In diesem Monat präsentiert das Stadt- und Industriemuseum in der Reihe „Exponat im Fokus“ ein Gemälde des Gubener Heimatmalers Josef Franz „Sepp“ Witt (1906–1975). Das Gemälde zeigt einen stillen Weg, gesäumt von Birken und dichtem Grün, der den Blick auf den Bismarckturm in den Gubener Bergen freigibt.
Witt, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Guben eine neue Heimat fand, widmete sich in seinem künstlerischen Schaffen überwiegend Natur- und Heimatmotiven. Seine Bilder spiegeln häufig den Wunsch nach Ruhe und Beständigkeit wider – eine Sehnsucht, die nach den Wirren von Krieg und Vertreibung besonders spürbar war. Auch wenn er nicht vorrangig Gubener Ansichten malte, griff er in einigen Arbeiten auf vertraute Orte der Umgebung zurück, die für die Menschen seiner Zeit eine identitätsstiftende Bedeutung hatten. Der dargestellte Bismarckturm auf dem Bärschen Berg war ein solches Wahrzeichen. Er wurde auf Initiative des Gubener Zeitungsverlegers Albert Koenig errichtet und am 2. September 1908 feierlich eingeweiht. Nach den Plänen des Architekten Fritz Beyer entstand ein 26,7 Meter hoher Aussichtsturm aus sächsischem Granit und märkischem Backstein, der den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht nur einen weiten Blick über Stadt und Landschaft ermöglichte, sondern zugleich als Denkmal für Reichskanzler Otto von Bismarck fungierte. Über Jahrzehnte war er ein beliebtes Ausflugsziel und fester Bestandteil des Stadtbildes. Im März 1945, kurz vor Kriegsende, wurde der Turm auf Befehl der SS gesprengt. Man wollte so verhindern, dass er der heranrückenden Roten Armee als markanter Orientierungspunkt dienen konnte. Damit verschwand ein prägendes Bauwerk, das für viele Gubenerinnen und Gubener ein Symbol der Heimat geworden war. Witts Gemälde hält diesen Ort in einer atmosphärischen Szene fest: der ruhige Weg, die schattenspendenden Bäume und der Turm im Hintergrund verbinden Natur und Architektur zu einer harmonischen Einheit. So entsteht ein Bild, das nicht nur ästhetisch beeindruckt, sondern zugleich historische Erinnerung und persönliches Heimatgefühl miteinander verknüpft. Wir zeigen das Gemälde bis zum 30. Oktober 2025 zu den regulären Öffnungszeiten im Stadt- und Industriemuseum Guben.