In diesem Monat präsentiert das Stadt- und Industriemuseum in der Reihe „Exponat im Fokus“ eine bronzezeitliche Buckelurne der Lausitzer Kultur. Die gezeigte Buckelurne kam bereits, entsprechend alten internen Aufzeichnungen, Anfang der 1950er Jahre in den Besitz des Museums und wurde Teil der archäologischen Sammlung.
Ihr Entstehungszeitraum wurde auf ca. 1300 – 1100 v.Chr. datiert, was bedeutet sie ist über 3000 Jahre alt. Gefunden wurde sie, laut den Aufzeichnungen, bei Ausgrabungen eines bronzezeitlichen Gräberfeldes der Lausitzer Kultur in Reichenbach.
Das Gefäß ist 12 cm hoch und weist einen Durchmesser von 20 cm auf. Es handelt sich bei ihr um eine flache, dreigliedrige Buckelurne, deren Grundform zum Gefäßtyp der Terrinen zählt. Dreigliedrig bedeutet, dass das Gefäß aus drei klar definierten Teilen besteht: der vom Rand konisch eingezogene Hals, der mit Buckeln verzierte Körper und der schmale Fuß. Während Hals und Standfuß schlicht gehalten sind, ist der Körper schmuckvoll verziert. Er weist neben 5 spitz ausgezogenen Buckelverzierungen auch Bündel von Rillenverzierungen auf. Um jeden Buckel verlaufen drei Rillen fast kreisförmig, nur vom Halsansatz und der Umbruchlinie am Gefäßbauch unterbrochen. Einer der fünf Buckel ist abgebrochen und es ist nur noch die Bruchkante erkennbar. Die Urne besteht aus mehreren Bruchstücken, welche in der Vergangenheit restauratorisch zusammengefügt wurden. Die Reste von Kleber sind entlang der Bruchkanten deutlich erkennbar.
Solche Buckelverzierungen auf Keramiken waren sehr typisch für die Lausitzer Kultur. Die Lausitzer Kultur wird datiert von der mittleren Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit, d. h. ca. 1400 – 500 v.Chr. Die Bezeichnung „Lausitzer Kultur“ stammt vom deutschen Mediziner Rudolf Virchow Ende des 19. Jahrhunderts, welcher diesen Keramiktyp als bronzezeitlich erkannte und ihn nach der Ursprungsgegend der ersten Funde benannte.
Das eigentliche Verbreitungsgebiet dieser Kultur zieht sich von der Elbe bzw. Saale im Westen bis östlich der Weichsel (Polen) und von der Ostsee im Norden bis in die Slowakei im Süden. Über die Siedlungsstrukturen und die Lebensweise der Menschen der Lausitzer Kultur ist nur wenig bekannt. Die bedeutendste und ergiebigste Informationsquelle zu dieser Kultur sind auch bis heute die Gräberfelder. Gräberfelder, die Friedhöfe der damaligen Zeit, wurden häufig über mehrere Generationen hinweg genutzt. Einige Gräberfelder wiesen über 1000 Gräber auf. Dies wurde durch die übliche Bestattungsweise der Lausitzer Kultur, der Brandbestattung, ermöglicht. Die Grabfelder lagen häufig an landschaftlich exponierten Stellen.
Einem solchen Kontext eines Gräberfeldes entstammt auch unser Exponat im Fokus. Es ist mit vielen anderen Objekten der archäologischen Sammlung ein Beispiel für ein frühes und reges Interesse an den prähistorischen Anfängen der Besiedlung des Gubener Raumes.
Wir zeigen diese bronzezeitliche Buckelurne zu den regulären Öffnungszeiten im Stadt- und Industriemuseum Guben.