
Bevor Friedrich Wilke 1859 die Firmenleitung von seinem Vater übernahm, hatte er zuvor bereits erfolgreich seine Meisterprüfung vor dem Gubener Hutmachergewerk abgelegt. 1864 war es dann soweit: Die erste deutsche Wollhutfabrik wurde auf dem Gelände in der Gasstraße 4 errichtet. Drei Jahre später, 1867, konnte sie dann in Betrieb genommen werden.
Eine Garniererin, wie auf dem Foto zu sehen, war in der Hutindustrie für das Verzieren und Dekorieren von Hüten zuständig. Sie brachte Bänder, Federn, Schleifen, Blumen und andere dekorative Elemente an. Ihre Arbeit erforderte Kreativität, ästhetisches Gespür und Feinmotorik. Die Verzierungen wurden meist von Hand angebracht und mussten perfekt auf den Stil des Hutes abgestimmt sein. Sie fanden Beschäftigung in Hutfabriken, Werkstätten und Modehäusern. Ihre Arbeit machte aus einfachen Hüten modische Accessoires. Der Beruf hatte in Zeiten, als Hüte ein wesentlicher Bestandteil der Mode waren, große Bedeutung. Mit dem Rückgang der Hutmode und der Automatisierung verschwand der Beruf weitgehend. Dennoch ist er ein Beispiel für kunstvolles Handwerk in der Modeindustrie vergangener Zeiten.
Das eigentliche Exponat im Fokus gewährt einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt und die Garnierabteilung in der C. G. Wilke Hutfabrik im frühen 20. Jahrhundert. Das Foto ist Teil der Dauerausstellung im Stadt- und Industriemuseum Guben.